Die Sage vom Spielmanns Heiligenhäuschen
Der Tod des Spielmanns aus dem Sayntal

Hei, war das ein Leben auf der Anhausener Kirmes. Reichlich spät war sie im Herbst, und schon war es nachts sehr kalt, aber das war ein Jauchzen und Jubeln, als ob der Lenz wieder einzöge. Den Mädchen und Burschen ging es wie ein warmer Hauch durch die Herzen, fuhr es in die Beine, dass sie tanzten und tanzten, wie sie nie getanzt. Kein Wunder auch. Der Spielmann aus dem Sayntal war heraufgekommen und fiedelte seine lustigen Weisen. Darum flogen die Beine, flogen die Röcke, glühten die Gesichter bis spät in die Nacht. Dann spielte er den Kehraus und zog heim durch den Wald, durch die Tannen am Heidengraben hin, durch die Buchen und Eichen. Plötzlich war es dunkel! Ab und zu klatschte eine aufgescheuchte Drossel durchs Gezweig. Weiter und weiter schritt er den nächtlichen Weg. „Hu hu hu hu!“, zitterte der Eulenruf durch die Waldwipfel. „Au! Au!“, ritzten ihn die Dornen. Ein Reh rannte erschreckt vorüber, und nun stand er plötzlich still. Er hatte den Weg verloren und glaubte ihn doch so gut zu kennen. Vor ihm starrte eine Dornenhecke, zur Rechten ein dichtes Tannich, zur Linken gähnte ein Abhang, aus dem herauf das Murmeln eines Baches drang. Er setzte sich nieder, den Rest der Nacht hier abzuwarten. Eisig kalt wurde es gegen Morgen, so dass seine Glieder immer starrer wurden.


Er nickte ein, und in seinen Traum hinein wirbelten lustige Tänze, erklangen frohe, fröhliche Lieder. Heller klangen die Mädchenstimmen und übermütiger die Jauchzer. Es war zu schön. Nimmer wollte er daraus erwachen.


Er wachte auch nicht auf, als die Dämmerung kam und die Sonne durch die Bäume lugte und ihre Strahlen sich brachen im kristallenen Raureif. Er kam auch an diesem Tag nicht nach Anhausen, wie er es versprochen, und die Musik klang ohne ihn halb so lustig und die Jauchzer halb so jubelnd. Die Tanzbeine schwangen sich halb so hoch. Alle merkten es gleich: Der Spielmann aus dem Sayntal fehlte. Wo war er? Niemand wusste es zu sagen.
Holzarbeiter fanden ihn Wochen später im Wald tot auf. Er war erfroren. An der Stelle, wo er starb, errichtete ihm zu Ehren die Jugend ein Heiligenhäuschen aus Ziegelsteinen und setzte ein Marienbild hinein. Jeder, der des Weges kam, verrichtete vor ihm sein Gebet für die Seele des Spielmanns aus dem Sayntal.
Das Häuschen steht noch im Walde und heißt das „Spielmanns Heiligenhäuschen“.


Aus dem Heimatkalender 1931

Die Hinweistafel wurde erstellt von der Bürgergemeinschaft Pro Heimbach-Weis e.V. im Jahre 2014 und im Jahre 2023 mit QR-Code erneuert.





Bürgergemeinschaft Pro Heimbach-Weis e.V.
Langenstück 14
56566 Neuwied

Sascha Fiedler (0170 / 90 59 288)
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